Sollte in Ihrem Unternehmen eines Tages ein ähnliches Schreiben (Absender: Ihr E-Mail-Provider) reinflattern, dann ist vermutlich Feuer unterm Dach.
Heißes Schreiben vom Provider
Brandherd 1: Gestörte Kommunikation
Zunächst einmal bedeutet die vom Provider eingeleitete Maßnahme, dass Ihr Unternehmen zwar noch E-Mails empfangen, jedoch keine mehr versenden kann.
Stellen Sie sich vor: Ihre Mitarbeiter prüfen telefonisch, ob per E-Mail durchgeführte Bestellungen, Reklamationen und andere wichtige Korrespondenz tatsächlich zugestellt wurden. Eventuell nicht angekommene und ggf. neue Nachrichten müssen per Telefax oder Brief verschickt werden.
Die Folgen: unnötiger Bearbeitungsaufwand, ungeplante Lieferverzögerungen, böse Überraschungen durch eventuelle Folgefehler, kurz: erhebliche Kosten, die durchaus vermeidbar gewesen wären.
Brandherd 2: Kompromittierte Sicherheit
Dieser Satz hat es in sich: Ihr Zugang wird ohne Ihr Wissen von Dritten genutzt. Er bedeutet nämlich, dass fremde Personen einen oder mehrere Rechner in Ihrem Unternehmen kontrollieren. Und zwar ohne dass dies bisher bemerkt wurde! Ob dies nur für den unerlaubten Versand von Spam-Mails oder auch für weitere kriminelle Machenschaften der Fall ist, bleibt zunächst vollkommen unklar.
Manch einer kennt es aus eigener Erfahrung oder aus einschlägigen Berichten: Das Gefühl von Unsicherheit und Angst nachdem Einbrecher ins eigene Haus oder die Wohnung eingedrungen sind.
Wenn auch bei einem digitalen Einbruch weder aufgehebelte Fenster noch durchwühlte Schubladen das Geschehene optisch belegen, so ist die eigentliche Tat vergleichbar. Und: Auch hier bleibt ein Gefühl von Macht- und Wehrlosigkeit. Dieses wird - nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist - allzu oft mit überzogenen Maßnahmen bekämpft. Ganz nach dem Motto: Viel hilft viel.
Brandherd 3: Ramponiertes Image
Ihr wichtigster Lieferant wurde Opfer von Cyber-Kriminellen. Er kontrolliert händisch, ob seine E-Mails bei Ihnen angekommen sind. Wie denken Sie darüber? Ob wohl in seiner IT über das Kommunikationsproblem hinaus noch andere Lecks existieren? Sind Ihre Kundendaten bei ihm noch sicher? Was passiert, wenn Ihr Wettbewerb Kenntnis darüber erhält, welche Artikel Sie wann und in welcher Menge bei ihm beziehen? Das alles muss natürlich klein Problem für Sie sein, aber es könnte eines werden. Es droht Imageverlust mit unabsehbaren Folgen für Ihren Lieferanten.
Nicht umsonst fordert das Bundesamt für IT-Sicherheit eine Meldepflicht für Cyber-Kriminalität. Denn mangelnde IT-Sicherheit schadet nicht nur den Nachlässigen, sondern potentiell auch deren Geschäftspartner.
Die Brandbekämpfung
Zur Brandbekämpfung muss festgestellt werden: Welche Rechner sind überhaupt betroffen? Im vorliegenden Fall sind das diejenigen, über die Spam-Mails verschickt wurden. Aber wie werden diese ausfindig gemacht? Und: Ist das nur die Spitze des Eisbergs? Gibt es vielleicht Systeme im Unternehmen, die mit anderer, bisher unentdeckter Schadsoftware kompromittiert wurden?
Um diese Fragen beantworten zu können, muss Rechner für Rechner untersucht werden. Während dieser Maßnahmen ist - vorsichtig ausgedrückt - die Verfügbarkeit der Systeme für Ihre Mitarbeiter eingeschränkt.
Der durch diese Maßnahmen zusätzlich entstandene Schaden ist vergleichbar mit dem Wasserschaden einer realen Brandbekämpfung. Nicht selten heißt es dort: Feuer aus, Gebäude wegen zu hohem Wasserstand zum Abriss freigegeben.
Feuer aus!
Ganz zum Schluss - wenn alles sauber ist - dann darf man beim Provider einen Antrag stellen, mit dem die E-Mail-Sperre wieder aufgehoben werden soll. Und mit etwas Glück können nach weiteren ein oder zwei Tagen tatsächlich auch wieder E-Mails versendet werden.
Bleibt die Erkenntnis: IT-Sicherheit ist wie vorbeugender Brandschutz. Man muss es angehen, bevor es brennt, danach ist es zu spät.
Weiter Infos unter www.it-alive.de.